Brüste.

Hallo, mein Name ist Lilly und ich hab Brüste. Das ist nichts Besonderes, ungefähr die Hälfte der Menschheit hat diese. Und trotzdem scheint das irgendwie für viele etwas Aufregendes zu sein. Die männliche Brust scheint dieses Faszination nicht auszuüben; denn jene blank überall zu sehen scheint in den meisten Fällen recht normal. Das liegt sicherlich daran, weil diese nicht sexualisiert wird (warum eigentlich nicht?), die weibliche Brust hingegen schon. Aber ich schweife ab.

Also noch mal: Hallo, mein Name ist Lilly und ich hab Brüste. Zwei aufgrund ihrer Größe recht präsente. Ich hab mir das nicht ausgesucht sondern in den Genen mitgegeben bekommen. Das ist nunmal so.  Und ja, ich hab viel zu viel Zeit damit verbracht, sie zu hassen, zu verfluchen und sie mir am liebsten entfernen lassen zu wollen. Das Schöne ist: Ich mag sie inzwischen, sehr sogar. Und ja, natürlich würd ich immer noch in manchen Momenten gerne tauschen, mit den Frauen, die 70 C haben. Aber diese Momente werden immer weniger.

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Ungewöhnliche Ansätze.

Heute Morgen flog ein Screenshot durch meine Timeline von @astefanowitsch. Er zeigt eine Einladung zu einer Facebook-Veranstaltung an der Technischen Universität. Eine Podiumsdiskussion zum Thema “Zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei – brauchen wir eine gesetzliche Frauenquote?”. Es diskutieren darüber nur Männer, das wird allerdings in dem Screenshot auch “erklärt”:

“Um zu verhindern, dass typische Geschlechterklischees den Inhalt der Diskussion überschatten, haben wir uns für einen ungewöhnlichen Ansatz entschieden. Ausschließlich männliche Redner werden befürwortende und ablehnende Meinungen mit euch diskutieren. Denn nicht nur Frauen haben eine Meinung zu diesem Thema.”

Leider wurde der entsprechende Absatz inzwischen aus der Veranstaltungbeschreibung entfernt, allerdings sind die Teilnehmer noch die selben. Da die Veranstalter anscheinend der Meinung sind, dass die Teilnahme von Frauen der Diskussion abträglich wäre (vielleicht weil zu emotional aufgeladen?), wollte ich mir mal anschauen, welche objektiven, klugen Herren nächste Woche ihre wohlüberlegten und vernünftigen Meinungen präsentieren werden.
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Alles anders.

Disclaimer: Ich werde hier über meinen Körper schreiben, und was damit passiert, seit ich die Anti-Baby-Pille abgesetzt habe. Es wird um Dinge gehen, die andere mit TMI kennzeichnen würden. Es geht um Blut, Tränen, Scheidentrockenheit. Wer das nicht lesen will, sollte hier aufhören und stattdessen irgendwas anderes machen (zum Beispiel eine Katze einkleiden).

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Berlin.

Ich gehe über die Warschauer Brücke. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit und habe – wie immer – Musik auf den Ohren. Eine Frau, Typ Bioladen-Weihrauchstäbchen, etwa Mitte 40, spicht mich an.

“Hallo, über welchen Aufgang muss ich, wenn ich zum Alexanderplatz will?”
Kein “Entschuldigen Sie bitte”, kein “Könnten Sie mir vielleicht helfen, einfach ein Hallo und eine Frage.
“Über die Brücke da vorne”, ich zeige auf die Fußgängerbrücke, “und dann die linke Treppe und davon das linke Gleis.”
“Äh, also die da oder was?”, krächzt sie und zeigt auf die Fußgängerbrücke.
“Ja genau und da am Ende gibt es ja zwei Treppen und davon nehmen Sie dann die linke.”
“Ah, ja, das hab ich nunmal nicht gesehen.” Sie beginnt lauter zu werden und ihr Ton wird pampig. “Du musst da ja nicht gleich so genervt tun, was soll denn das?!” Sie geht weiter. Die letzten Worte waren geschrien. Nach einem Moment vollkommen perplexen Verharrens rufe ich ihr “Bitteschön! Gerngeschehen! Schönen Tag noch!” hinterher.  Sie zetert im Laufen laut weiter. “Echt mal, was soll denn das? Du bist echt sowas von asozial.”

Das muss dieses Berlin sein, von dem alle reden.

Irgendwo dazwischen.

In den letzten Wochen ziemlich viel nachgedacht. Über das, was sich ändert – jetzt, wo sicher ist, das eine flächendeckende Überwachung stattfindet. Und seien wir mal ganz ehrlich – ich bin auch eine derjenigen, die angeblich nichts zu verbergen und deswegen nichts zu befürchten haben – ich habe nicht vor, Straftaten jedweder Art zu begehen. Und doch bin ich betroffen.

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Ersatzessen.

Ich esse gerne. Seit zehn Jahren überwiegend vegetarisch. Auch gerne mal vegan. Seit kurzem probiere ich mich auch im veganen Backen (zum einen, weil ich Herausforderungen mag und zum anderen, weil man damit vegan lebenden Menschen eine echte Freude machen kann). Durch meine Ernährung und letztere Back-Experimente stolpere ich immer öfter über Dinge, die mich stutzen lassen. Ersatzprodukte.

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Von Deutschen und Nazis.

Ich habe mich zwar hingegeben, doch nur weil ich gemußt. Geschrien habe ich nur aus Angst und nicht aus Liebe und Lust. Und daß der Hitler ein Nazi war – das habe ich nicht gewußt!

 Erich Kästner

 

Mein Großvater war im Krieg. An der Ostfront. Sein Bruder starb mit 20 Jahren irgendwo in Russland, er überlebte. Alles, was ich darüber weiß, weiß ich durch meine Mutter, ich selbst konnte leider nicht mehr fragen. Laut ihren Aussagen weigerte er sich, darüber zu sprechen, was er erlebt hat. Das einzige, was meinte Mutter zu hören bekam war “Ich habe so schreckliche Dinge gesehen – und so schreckliche Dinge gemacht – ich red darüber nicht.” Mehreren Nachfragen folgten nur Wutausbrüche, keine Antworten. Ich gehe also davon aus, dass mein Großvater, von Beruf Bauer, Kriegsverbrechen begangen hat. An Erschießungen beteiligt war. Tief im Innern ist die Hoffnung über die Ungewissheit: Vielleicht hat er ja “nur”  andere Soldaten erschossen. Seltsame Hoffnung.

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Prioritäten setzen.

“Weshalb ich dich mag? Ich mag dich, weil du mich ernst nimmst. Weil du mich zum lachen bringst. Weil deine Locken so hin – und herspringen, wenn du den Kopf bewegst. Ich mag dich wegen deines schelmischen Blickes, wegen deiner Ohrläppchen, deiner neckischen Nasenspitze. Ich mag dich, weil du anfängst, zu strahlen, wenn du mir vom Tanzen erzählst. Weil deine grünen Augen im Sonnenlicht glitzern. Ich mag dich wegen deines Pos, obwohl du den nicht magst.

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Bologna und Bomben.

Auf den Weg zur Uni der Tweet, dass in der Uni gerade “Amok-Alarm” ausgerufen wurde und wohl jemand droht, das Gebäude in die Luft zu sprengen. Mulmiges Gefühl im Bauch und Überforderung. Bilder im Kopf. Newton, Aurora, Winnenden. Zum ersten Mal seit langem dieses scheiß Gefühl: Furcht. Und das tiefe Empfinden, überall hinzuwollen, nur nicht dorthin. Aber die Meldungen waren diffus und dank grandiosem Bologna-System hatte ich zwei Möglichkeiten: Auf Nummer sicher gehen und nach Hause fahren. Dann wäre ich aus dem Seminar raus gewesen, weil ich mein Fehlzeitenkontingent schon ausgenutzt hatte. Oder hinfahren, mich umgucken, hoffen und mich auf gut Glück ins Seminar setzen. Dieses bestehen, wenn es gut geht. In die Luft fliegen, wenn das alles doch kein Fehlalarm war. Scheiß Optionen.

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