Bologna und Bomben.

Auf den Weg zur Uni der Tweet, dass in der Uni gerade “Amok-Alarm” ausgerufen wurde und wohl jemand droht, das Gebäude in die Luft zu sprengen. Mulmiges Gefühl im Bauch und Überforderung. Bilder im Kopf. Newton, Aurora, Winnenden. Zum ersten Mal seit langem dieses scheiß Gefühl: Furcht. Und das tiefe Empfinden, überall hinzuwollen, nur nicht dorthin. Aber die Meldungen waren diffus und dank grandiosem Bologna-System hatte ich zwei Möglichkeiten: Auf Nummer sicher gehen und nach Hause fahren. Dann wäre ich aus dem Seminar raus gewesen, weil ich mein Fehlzeitenkontingent schon ausgenutzt hatte. Oder hinfahren, mich umgucken, hoffen und mich auf gut Glück ins Seminar setzen. Dieses bestehen, wenn es gut geht. In die Luft fliegen, wenn das alles doch kein Fehlalarm war. Scheiß Optionen.

Versucht, den Kontakt bei der Berliner Polizei zu erreichen. Er nimmt nicht ab. Normalerweise seltsam, aber Präsident Mursi ist in der Stadt. Bei Staatsbesuchen ist immer viel Stress. Den Kommilitonen in der Uni kontaktiert. Antwort: “Ach, ich mach mir grad Kaffee.” Dann angerufen, wie die Lage aussieht. Es sei nur das Chemiegebäude umstellt, ich könne kommen. Ich wusste nicht, wo das Chemiegebäude liegt. Ich dachte, die Straße gegenüber. Im Seminarraum angekommen, informiert worden, dass das Chemiegebäude direkt nebenan liegt.
Jemand, der wohlmöglich gewaltbereit ist. In einem Gebäude voller Chemikalien. Und mit einer großen schwarzen Sporttasche. Und wir sitzen hier und unterhalten uns über Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung. Und alle meine Instinkte rufen “PANIK PANIK PANIK!” und der Twitterfeed wird im Sekundentakt aktualisiert. Bis endlich die Nachricht kommt. Er hat sich gestellt. Und ob es wirklich eine Bombendrohung gab, ist inzwischen auch unsicher.

Ich wäre gern nach Hause gefahren. Ich hätte mich gerne der – wenn auch im Nachhinein nicht realen – Gefahr nicht ausgesetzt. Bologna zwang mich dazu. Vielen Dank auch. Ich hätte gerne verzichtet.

2 comments

  1. Nina92

    Hat man ja gar nicht mitgekriegt, dass da was war – naja, zumindest hier in München nicht!
    Ist nur fraglich, wie viel Bologna da jetzt für kann ;)

  2. Lysfen

    Hier in Erlangen gab es vor ein paar Wochen auch Bombendrohungen. Waren aber zum Glück an der philosophischen Fakultät und nicht bei uns an der Chemie. Eine Explosion da wäre der GAU :O
    Dachte echt nicht, dass es das so häufig gibt. Vielleicht ja ein Nachahmer.

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