Brüste.

Hallo, mein Name ist Lilly und ich hab Brüste. Das ist nichts Besonderes, ungefähr die Hälfte der Menschheit hat diese. Und trotzdem scheint das irgendwie für viele etwas Aufregendes zu sein. Die männliche Brust scheint dieses Faszination nicht auszuüben; denn jene blank überall zu sehen scheint in den meisten Fällen recht normal. Das liegt sicherlich daran, weil diese nicht sexualisiert wird (warum eigentlich nicht?), die weibliche Brust hingegen schon. Aber ich schweife ab.

Also noch mal: Hallo, mein Name ist Lilly und ich hab Brüste. Zwei aufgrund ihrer Größe recht präsente. Ich hab mir das nicht ausgesucht sondern in den Genen mitgegeben bekommen. Das ist nunmal so.  Und ja, ich hab viel zu viel Zeit damit verbracht, sie zu hassen, zu verfluchen und sie mir am liebsten entfernen lassen zu wollen. Das Schöne ist: Ich mag sie inzwischen, sehr sogar. Und ja, natürlich würd ich immer noch in manchen Momenten gerne tauschen, mit den Frauen, die 70 C haben. Aber diese Momente werden immer weniger.

Vorneweg: Brüste sind toll. Grundsätzlich. Alle. Immer. Egal ob in 60 AA oder in 90 J (ja, Körbchengrößen gehen nicht nur bis Doppel-D). Die Medien sind voll von Brüsten, eingepackt und uneingepackt. Leider wird dort meist nur ein sehr kleiner Bereich der Bandbreite abgedeckt (rund, apfelig, nicht zu klein, nicht zu groß). Und wie immer wird dadurch eine Norm erschaffen, die nicht der Normalität entspricht. Einer der wichtigsten Gründe, warum ich meine Brüste hasste, war, weil ich dachte, dass sie hässlich und total unnormal seien. Denn andere große Brüste als meine kannte ich nur aus Magazinen. Und da sahen die total anders aus. Erst viel später fand ich heraus, dass große Brüste meist nur dann so fußballrund aussehen, wenn nachgeholfen wurde. Ich dachte immer, ich sei unnormal, weil ich das, was ich überall zu sehen bekam, als Normalität annahm. Schön blöd.

Und vielleicht auch deswegen die Kategorie “Brüste des Tages”. Seit einiger Zeit twittere ich jeden Tag ein Foto, auf dem, manchmal verpackt, manchmal nackt, Brüste zu sehen sind. Und ich versuche dabei, möglichst viel Diversität einzufangen. Natürlich sollen die Bilder auch erfreuen, sollen aber daneben auch noch zeigen, dass alle Brüste toll sind – egal in welcher Form, Größe oder Farbe.

Oft bekomme ich Antworten auf die Tweets. Nur ganz selten sind welche dabei, die mich aufregen. Ein Beispiel ist “Hm, finde ich jetzt nicht so schön.”. Denn dann hat derjenige nicht verstanden, worum es bei den Brüsten des Tages eigentlich geht. Die werden nicht bewertet, gerankt, beurteilt. Niemanden steht es zu, über die Körper anderer zu urteilen. Niemanden. “Aber”, so wird manch schlaues Füchslein denken, “du urteilst doch auch über die Körper, du objektifizierst, es heißt ja “Brüste des Tages”, du bist keinen Deut besser!12!!!!”. Ja, natürlich heißt es “Brüste des Tages”, um Aufmerksamkeit zu generieren. Natürlich will ich, dass Menschen sich die Links ansehen. Und vielleicht dann merken, dass es fernab von Playboy- oder Youpornästhetik so viel mehr schöne Menschen mit schönen Körpern gibt.

Dann gibt es noch die Art von Personen, die es lustig finden, zu fragen, ob das meine eigenen seien oder andeuten, dass ich ja auch mal meine eigenen Brüste zeigen könne. Nur ganz im Spaß natürlich. Und ich muss mich ja nicht so haben, immerhin hab ich ja mit den Brüsten angefangen. Ernsthaft: Nein. Lass es. Nicht lustig.

Also, noch mal für alle: Urteile nicht über die Körper anderer. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Halte dich mit deiner Meinung zurück. Wenn du etwas nettes sagen möchtest, überlege dir, ob es angemessen ist. (Du kannst mir als mir-Fremder gern sagen, dass du die heutige Auswahl der BdT gut findest, das Motiv schön oder sonst was. Du kannst mir nicht sagen, dass du das “geil” findest. Du kannst nicht sagen, dass du diese Brüste nicht schön findest. Und – du kannst vor allem nicht auf meine Brüste anspielen. Das gilt im Alltag wie auf Twitter. Und weißt du was? Selbst wenn ich das die ganze Zeit mache. Selbst wenn ich ununterbrochen von meinen Brüsten rede, wäre ein “hehe, zeig doch mal” fehl am Platze. Selbst wenn ich vollkommen nackt rumlaufen würde, wäre ein dummer Spruch zu viel. Kein Körper, keine Kleidung, keine Aussage legitimiert dich dazu, einen dummen, “witzigen”, anzüglichen oder abwertenden Spruch zu bringen. Weder zu mir, noch über mich, noch über andere.

7 comments

  1. Stephan

    Brüste sind immer was Tolles. Egal wann und wo. Das mit dem Sexualisieren liegt wahrscheinlich nur daran, weil wir Männer einfach keine Brüste haben.
    Das ist wie mit dem Für-einen-Tag-Geschlechter-tauschen. Da kann mir keiner erzählen, dass nicht der erste Griff in die Hose bzw. an die Brüste wäre. Keiner.

    Deine Brüste des Tages gefallen mir. Nicht nur wegen der Brüste, sondern eigentlich wegen den Motiven. Wirklich. Frage mich jeden Tag, woher du die ganzen Bilder nimmst.

  2. Frufus

    Ich mag Brüste.
    Man kann dumme Witze über andere Leuts Brüste machen, dann sollte man die Leute aber gut kennen. Oder man ist halt ein Arschloch. Man kann auch Brüste nicht schön finden. Aber das muss man nicht sagen.

    Ob es hilfreich ist Bilder von Brüsten zu posten um ein Statement für das Körpergefühl von Frauen zu setzen ist eine andere Frage. Aber die stellt niemand. Weil Brüste gut sind.

  3. Ping: Aus Mangel an Beweisen | Abschaffung der Problemzonen

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