Kategorie: Fiktion

Prioritäten setzen.

“Weshalb ich dich mag? Ich mag dich, weil du mich ernst nimmst. Weil du mich zum lachen bringst. Weil deine Locken so hin – und herspringen, wenn du den Kopf bewegst. Ich mag dich wegen deines schelmischen Blickes, wegen deiner Ohrläppchen, deiner neckischen Nasenspitze. Ich mag dich, weil du anfängst, zu strahlen, wenn du mir vom Tanzen erzählst. Weil deine grünen Augen im Sonnenlicht glitzern. Ich mag dich wegen deines Pos, obwohl du den nicht magst.

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Eine Art Frohsinn.

Die Hände zittern. Sie versucht, den Lidstrich gerade zu ziehen. Sie versucht es, so gut es geht. Die Augenbrauen. Der Lippenstift. Die Haare sitzen, nun noch der Hut. Ein Blick in den Spiegel: ja, es passt, irgendwie. Die Augen, das sind ihre, sie blitzen noch wie früher. Die Lippen waren mal voller, das weiß sie. Und die Falten, die waren irgendwann da. Man merkt nicht, wie die Falten kommen, man merkt immer nur, wenn sie da sind. Wie plötzlich über Nacht. Immer mehr.

Sie nimmt ihren Mantel von der Garderobe, knöpft ihn zu und schlingt sich den Schal fest um den Hals. Die Stiefel – braunes abgewetztes Leder – haben ihre besten Tage schon seit Jahren hinter sich. Die Tür fällt ins Schloss, das muss reichen. Sie schließt nicht ab. Die Schritte sind vielleicht nicht mehr so fest wie vor ein paar Jahren, aber das ist in dem Moment völlig egal. Sie weiß, was ihr Ziel ist.

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Alles war schön und nichts tat weh.

Er blickt sich nicht mehr um. Warum auch… es hätte nichts gebracht. Es schneit… oder regnet es? Diesen Dreck, der da vom Himmel kommt, kann wohl kein vernünftiger Mensch  definieren. Wobei wohl diese Eigenschaften durchaus nicht zu bezweifeln sind: Erstens: Kälte, zweitens: Nässe, und nebenbei ein vollkommen ungutes Gefühl.

Die zu lange Hose schleift er hinter sich her und als er die nasse Kälte von unten heraufgekrochen spürt, verflucht er sich selber und seine Faulheit- dieses verdammte Ding einfach mal umzukrempeln dürfte doch nicht so schwer sein. Doch jetzt ist auch schon zu spät und der Typ für Schadensbegrenzung war er definitiv nicht. Eher im Gegenteil, ganz oder gar nicht, immer mitten in die Fresse rein und Augen auf und durch, denn mit geschlossenen Augen kann man dem, was einem entgegenkommt, nicht mehr mutigen Herzens und zittrigen Knien entgegenblicken – zumindest sagt man das doch so, oder? Wobei das Herz wohl meistens eher zittrig und weniger mutig daherkommt, aber das muss ja keiner merken und er hat auch nicht das Bedürfnis, das andere merken zu lassen. Warum auch…dazu gibt es keinen Grund und jedes mal, wenn er sich anderen geöffnet hat, ist er sowieso immer wieder auf die Fresse gefallen, und mit der Zeit wird man dessen müde, sehr sogar. Selbst so ein Mensch, wie er es ist, wird dessen durchaus überdrüssig. Doch er zeigt dies nicht, sondern legt eine unglaublich leichtfüßige Gleichgültigkeit an den Tag, sodass es einigen nicht schwerfällt, ihn als kalt zu beschreiben. Wie gern er nur wirklich so kalt sein würde.

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