Ersatzessen.

Ich esse gerne. Seit zehn Jahren überwiegend vegetarisch. Auch gerne mal vegan. Seit kurzem probiere ich mich auch im veganen Backen (zum einen, weil ich Herausforderungen mag und zum anderen, weil man damit vegan lebenden Menschen eine echte Freude machen kann). Durch meine Ernährung und letztere Back-Experimente stolpere ich immer öfter über Dinge, die mich stutzen lassen. Ersatzprodukte.

Es gibt vegetarisch/vegane Würstchen, veganes Mett, Hack, vegane Sahne. Als ob es nicht reicht, sich lecker eingelegten Tofu auf den Grill zu packen, muss es das Grillwürstchen sein (das meistens viel zu trocken ist). Oder auf dem Brot der vegane “Käse” (der rein gar nichts mit Käse zu tun hat, weder in Geschmack noch in der Konsistenz).

Damit habe ich folgende Probleme:

  • Dem Menschen wird suggeriert, dass ihm durch die vegan/vegetarische Ernährungsweise was fehlt (Wurst, Käse).
  • Ihm wird weiß gemacht, dass er diesen Mangel durch den Kauf/die Produktion von Ersatzprodukten entgegenwirken kann.
  • Meistens haben die Ersatzprodukte kaum Ähnlichkeit (außer äußere) mit dem, was sie zu ersetzen vorgeben. Dadurch fällt es schwer, von Omnivoren ernst genommen zu werden, denen Geschmacksunterschiede noch deutlicher auffallen als Menschen, die schon Jahre keine Fleisch- oder Milchprodukte aßen (“Was? Das soll Käse sein? Ich bitte dich…!”)

Dabei kann vegan/vegetarische Küche so viel! Ich buk mal einen veganen “Cheesecake”. Angeblich sollte er original wie American Cheesecake schmecken, zumindest wurde er so angepriesen. Er schmeckte wundervoll, war aber eher eine Puddingtorte. Ich gab den Kuchen mehreren Versuchspersonen zu probieren. Diejenigen, denen ich weiß machte, es sei Cheesecake, waren enttäuscht. Die, denen ich sagte, es sei eine Puddingtorte, waren begeistert.

Es hat also alles mit Erwartungen zu tun. Wenn ich lese, dieser Kuchen sei wie Biskuit, soll er auch wie Biskuit sein. Dass das nicht sein kann, weil die Hauptzutat eines Biskuits viele Eier sind, ist mir bewusst und trotzdem bin ich enttäuscht, weil das Ergebnis, keinerlei Ähnlichkeit mit Biskuit hat. Dass der Kuchenboden trotzdem schmeckt und sich wunderbar eignet, um Cremes zu schichten, ist hier Nebensache.

Jeder soll sich so ernähren, wie er möchte (und was sich nach Sitte & Anstand gehört). Aber ein bisschen Ehrlichkeit wäre dabei sehr gut. Veganes Essen muss sich nicht hinter einer Fassade verstecken. Niemand braucht veganen Cheesecake, es gibt genug wunderbare vegane Kuchen. Keiner braucht trockenen Sojawürstchen, wenn man auch Tofu marinieren oder Gemüsespieße machen kann.

Das gilt nicht für alle Produkte. Auf Sojadrinks möchte ich wirklich nicht verzichten, die machen sich wunderbar im Kaffee. Auch Soja”joghurt” schmeckt (wenn auch nicht nach Joghurt). Aber ich laufe ja auch nicht herum und behaupte, das eine schmecke wie Milch und das andere genau wie Joghurt. Eine gut durchdachte Ernährung (egal nach welcher Weise) benötigt keinen Ersatz.

Zusatz 1:
(Meine eigenen kleine kurze Phase der veganen Ernährung scheiterte daran, dass ich Käse vermisste – und sämtliche ausprobierten Ersatzprodukte frustrierten. Vielleicht kommt auch daher meine negative Einstellung gegenüber solchen Produkten.)

Zusatz 2:
(Ersatzprodukte sind nicht auf vegan/vegetarische Ernährung beschränkt. Das weiß jeder, der mal versuchte, sich Low Carb zu ernähren und ein sogenanntes Eiweiß-”Brot” für teuer Geld kaufte. Gummi in Kastenform, ein Traum.)

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